Urlaub

17.5.23 – Zurkenblog macht 3 Wochen Urlaub, 6.6. gehts weiter.





Was C. O. kann

9.5.23 – Per Facebook auf Claudia Obert gestoßen. Vorher nie von der gehört. Wenn ich richtig verstehe, ist sie reich und berühmt, weil sie bei irgendwelchen komischen Fernsehshows mitmacht. Anscheinend muss man dafür das Talent mitbringen, ohne Talent dummes Zeug zu machen und zu reden. Nun will sie mit 62 ein Kind von ihrem Freund. Das ist ungefähr so abwegig, als wollte ich mit 74 und ohne Geld eine Weltreise mit meinem Fahrrad machen. Vielleicht wäre die Reise sogar eher möglich, als dass C. O. schwanger wird. Es scheint ihr ernst zu sein damit. Aber es geht nur wieder um Aufmerksamkeit, wir sollen auf sie schauen. Mit Erfolg, wie man sieht. Sie hat es bis zu mir geschafft, obwohl ich keinen Fernseher habe.

Man kann natürlich sagen, dass ich mit dem Zurkenblog etwas Ähnliches mache. Mit dem Unterschied, dass ich wenig und sie viel Aufmerksamkeit bekommt, ich verdiene nichts damit und sie viel.

Bin ich neidisch? Nein, neidisch bin ich auf Leute wie Tim Henson, weil ich gerne so schön Gitarre spielen können würde wie er. Was C. O. kann, kann ich zwar auch nicht, würde es aber auch nicht tun, könnte ich es. Seltsam ist, dass so viele Leute sich für sie interessieren. Das ist vielleicht ähnlich wie die Schaulust bei einem Verkehrsunfall.





Art der Anwesenheit

2.5.23 – Diese muntere junge Frau sagt, sie habe es geschafft zu lernen, mit ihrem Bewusstsein aus ihrem Körper auszutreten. Habe schon 1984 einen kennen gelernt, der das von sich behauptete. Boh, das würde ich auch gerne können. Die junge Frau besuche regelmäßig ihre verstorbene Tochter in der geistigen Welt, sagt sie. Einige meiner Bekannten befinden sich auch dort, wäre nett, die wiederzusehen, aber nicht wert, mir solche Mühen aufzuerlegen. Wo würde ich hinwollen mit meinem Bewusstsein? Zu fernen Sternen und ihren Planeten, um zu gucken, ob sich dort was bewegt.

Einstweilen muss ich mich mit einer ziemlich profanen Sache befassen. Man hat mich ins Amtsgericht eingeladen, man möchte über meinen Einspruch verhandeln, den ich gegen einen Bußgeldbescheid eingelegt habe: Ich war am 30.11.22 mit dem Fahrrad bei Rot gefahren, nachts 22:45, weder Menschen noch Autos unterwegs. Ich war nicht einmal in den Kreuzungsbereich eingefahren, sondern lediglich auf den Fußgängerüberweg gewechselt. 88,50 € soll ich dafür zahlen. Für so einen Mist setzen die eine Gerichtsverhandlung an. So richtig Lust habe ich nicht, dahin zu gehen. Mein Freund und Anwalt will mich nicht vertreten. „Das schaffst du alleine“, schreibt er. Und bis dahin werde ich es nicht lernen, aus meinem Körper auszutreten. Sie würden diese Art der Anwesenheit vermutlich sowieso nicht akzeptieren.





Muss ich nicht machen

25.4.23 – Zwei Bücher kamen mir am selben Tag ins Haus geflattert: Einmal das Geschenk eines Bloglesers. Vielen Dank. Eine Einführung in den Buddhismus in 12 Kapiteln. Zum Thema passend auf heitere Weise. Eine Katze lebt im Büro des Dalai Lama und lernt die buddhistischen Weisheiten kennen. Ach ja, dachte ich, das wäre schön, einmal Seiner Heiligkeit zu begegnen. Luise Rinser war bei ihm, und er erkannte in ihr eine Bekanntschaft aus einem früheren Leben. Vielleicht kannten wir uns auch früher? Wäre mal ein anderes Reiseziel als Pattaya. Nein, das geht nicht, der hat keine Zeit für Leute wie mich. Immer, wenn ich denke, das geht nicht, denke ich automatisch: Doch, das geht, warum nicht? Was möchte ich von ihm wissen? Die buddhistischen Weisheiten kenne ich ja nun dank David Michie. Ich weiß über den Tenzin Gyatso, dass er schon als Kleinkind in den Palast geholt wurde. Inzwischen war er zwar in der ganzen Welt zu Gast, aber ob er jemals Sex hatte? Das würde ich ihn fragen. Die Katze hatte Sex, wird zwar nicht – wie in solchen Romanen üblich – beschrieben, aber angedeutet. Aber nein, das muss ich nicht machen. Ich dachte ja auch mal daran, in einem thailändischen Tempel zu leben, um Ruhe und Besinnung zu genießen. Aber all das geht auch hier in meinem Zimmer. Ich muss nicht nach Dharamsala fliegen, alles kommt zu mir von selbst.

Dieses Buch hatte ich bestellt. Eine Reise in einem alten Bus nach Sibirien. Harms bedauert, sie nicht wirklich gemacht zu haben: „Es wäre schön, würde sich unter meinen Erinnerungen eine wilde und gefährliche Tour mit ihm befinden.“ Mit ihm ist der Wuppertaler Jazz-Bassist Peter Kowald gemeint, der so eine Reise wohl tatsächlich gemacht hat, aber inzwischen tot ist. Also macht Harms die Reise in der Phantasie, und so vielleicht wilder und gefährlicher als sie wirklich geworden wäre. Wahrscheinlich ist das, was Kowald ihm erzählt hat, die Grundlage für den Roman. Und möglicherweise hat Kowald einiges hinzu gedichtet, wer weiß. Ich würde Klaus Harms jedenfalls die Lektüre des ersten Buches empfehlen. Das zu tun, wäre ein näher liegendes Ziel, als den Dalai Lama zu besuchen. Harms macht eine Lesung am 5. Mai in Wuppertal. Aber nein, das muss ich auch nicht machen.

Aber vielleicht sollte ich mal nach Moskau fliegen?




Kommentar Soso: Flieg lieber mal nach Pattaya!

zurken: Ist es schön da?




Teller und Tassen

18.4.23 – Freunde besucht mit vielen anderen. Anna und August, die beiden aufrechten Alten, waren da. Sie sind munter für ihr Alter (78) und lebensbejahend. Und sie genießen den Zuspruch, den sie für ihre Munterkeit und Lebensfreude bekommen. Als alle begeistert von ihnen sind, laufen sie zu Hochform auf mit Geschichten aus ihrem Leben. Aber ach, wie langweilig, müßte ich sein und leben wie sie. Die beiden Gastgeber fragen mich (als alle weg waren), wie ich es fand bei ihnen. Ich sagte, ich langweile mich so schnell mit Menschen. Und meist seien es Selbstgespräche, was man sich so erzählt. Der eine erzählt was von sich, der nächste antwortet mit einer Geschichte aus seinem Leben. Und es ist immer das selbe. War nicht sehr höflich von mir.

August sagte, ein Kind zu verlieren, das ist das Schlimmste, was einem passieren kann. Und alle Mütter nickten eifrig. Das ist aber nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist der eigene Tod. Die Selbstgespräche belegen es: Im Grunde interessiert sich jeder nur für sich. Das eigene Ableben ist so schlimm, daß sie nicht daran denken können. Sie können sich nicht einmal selbst beweinen, wie sie es mit den Kindern tun. Das Leid macht uns zu wichtigen Personen, die Zuwendung verdienen, darum trauern wir. Der eigene Tod ist der Weltuntergang und das Ende aller Selbstgespräche über 12-teilige Service und was die Tochter studiert hat. Sie reden und leben als wären sie unsterblich, als hätten sie ewig Zeit für all den Quatsch, den sie mit ihrem Leben machen. Können wir aber den Gedanken an den Tod nicht mehr loswerden, dürfen wir zu Schatten werden, wie Robert Crumb sagte: Wir sind befreit von der Manie, normal und wichtig sein zu wollen und dürfen »ficken« sagen, statt »zusammenschlafen«. Weil es aber ungerecht ist, ständig mit netten Leuten anzuecken, und weil das niemandem gefällt, sind wir höflich und lassen sie reden über Teller und Tassen.

So tolle Briefe habe ich 1998 einer Freundin geschrieben. Dann schrieb sie, sie wolle keine mehr, ihr Freund sei eifersüchtig, er finde meine Briefe seltsam. Tja, selber schuld.





Zwischen Tier und Mensch

11.4.23 – Ich esse nur noch alle 5 Stunden, um abzunehmen. Habe ich mir leichter vorgestellt, die Gier in der fünften Stunde ist ungefähr so wild wie die nach einer Zigarette, als ich mir das Rauchen abgewöhnte. Aber das hörte nach 2 Wochen auf. Die Gier nach Essen hört wahrscheinlich nie auf. Natürlich wurde mir gesagt, das funktioniert nicht, davon nimmt man nicht ab. Auch vom Radfahren nimmt man nicht ab, sagte ein Kumpel, als ich ihm sagte, ich fahre jeden Tag 15 km um abzunehmen. Die Kumpels wissen immer alles besser als ich. Es ist gut, mit Besserwissern befreundet zu sein, man lernt dazu. Weil meine eigenen Überzeugungen auf den Prüfstand kommen. Trotzdem, inzwischen habe ich die Schnauze voll von Besserwissern. Gibt es überhaupt Menschen, die anders sind? Doch, gab es. Man traute mir Urteilsfähigkeit zu, ich erinnere mich. Einer sagte sogar, ich sei ein Vorbild für ihn gewesen. Und einer wollte gar, dass ich ihn adoptiere, weil er mich souverän fand. Ich und souverän! Das legt sich, wenn du mich besser kennst, sagte ich. War auch so.

Immer, wenn ich woanders bin, nehme ich ab. Weil ich nicht so oft ans Essen denke, weil das Leben spannender ist. In Thailand zB. Beckett habe oft vergessen zu essen, darum blieb er hager. Beneidenswert.

Dieser Typ ist auch hager, weil er da auf dem Land nicht so oft auf die „Schüssel“ müssen will. Er hat seiner Thai-Familie ein großes Haus aus Stein gebaut, und als es fertig war, stellte er fest, dass keiner drin wohnen wollte. Die Thais im Isaan kochen, essen und leben lieber draußen, so wie sie es immer gemacht haben. Darüber wundert er sich. In einem anderen Video sagt er, Thais leben in ihren Hütten irgendwie zwischen Tier und Mensch.




Kommentar Soso: Was wohl aus dem geworden ist? Zuletzt schrieb er vor drei Jahren auf Youtube, dass er keine Wohn- und Postadresse mehr habe, und dass sich sein Leben radikal und negativ verändert habe. Vor einem Jahr schrieb ein Kommentator, dass der Typ spurlos verschwunden sei.

zurken: Leser Josef schreibt: Wenn Hühner keine Eier mehr legen, werden sie zu Hundefutter verarbeitet, genauso werden Falangs entsorgt in Thailand.




Noch 3 Jahre leben

4.4.23 – Weiß nicht genau, wie lange ich das hier schon mache. Ein Datum gefunden: „25.08.05 myblog.de/zurken“ Das sollte mein Tagebuch für die nächste Reise 2006 werden. Anscheinend habe ich vorher nichts reingeschrieben. Dann wäre der erste Eintrag am 19.3.06 gewesen, also vor fast genau 17 Jahren. Ich war in Berlin, von da aus die Reise nach Zentralasien gestartet. Um das Weblog zu füllen, musste ich unterwegs Internet-Cafés besuchen, was nicht immer funktionierte. Und wenn es funktionierte, dann langsam. Am 17.7.07 saß ich in Bishkek in einem Internet Café und schrieb in den Blog: „Der hiesige Browser-Balken, der den Aufbau der Webseite anzeigt, erinnert mich mit seiner Geschwindigkeit an die Bewegung der Sonne über den Himmel.“

Am 5.8.07 in Bishkek: „Gestern hörte ich hinter mir im Internet Cafe Deutsch mit leichtem Akzent, ich drehte mich um: Eine junge Kirgisin sprach mit Kopfhörern auf den Ohren in den Bildschirm, also per Webcam mit ihrem Partner, und sie redete laut und ungehemmt, Deutsch versteht hier keiner. Ich hörte vergnügt zu: Sie sagte, er solle sagen, dass er sie liebt, und er solle sich die Haare noch ein bisschen kürzer schneiden lassen usw. Bevor ich ging, sagte ich in ihre Richtung: „Sie sprechen aber gut Deutsch!“ Sie hieß Indira, war 22 und wohnte bis vor kurzem in Wuppertal und sprach mit einem jungen Türken aus der Viktoriastraße. Sie war dort als Aupair gewesen und wollte demnächst wieder hin, um zu studieren. Sie reichte mir die Kopfhörer, und ich sprach kurz mit ihrem Freund Serhat – wie klein die Welt ist!"

Paar Tage später habe ich Indira meiner Nuria vorgestellt: „Als wir im Cafe Avantgarde saßen, bezeichnete Indira Nuria als „Stirva“, was Nuria mit „Bitch“ übersetzte, und Nuria sagte, Indira sei eine Lügnerin.“

Fürs 20-jährige Jubiläum des Zurkenblogs müsste ich noch 3 Jahre leben. Sollte ich das schaffen, mache ich eine Party.





Wie das funktioniert

28.3.23 – Statt wie sonst im Café zu hocken, haben Manfred und ich letzten Mittwoch was unternommen. Wir haben einen Vortrag besucht, nämlich den hier. Da sieht man obige Karte mit der Reiseroute. Dachte jedenfalls, es sei eine. Demnach wären Roswita und Klaus Brausch 2011 in Afghanistan gewesen, das fand ich interessant, darum sind wir hin. Ich versprach Manfred, er dürfe ruhig einschlafen, ich tät ihn wecken, wenns vorbei ist. Eintritt war umsonst, konnte also nicht viel schief gehen.

Der Raum war angenehm hell und luftig. Als wir saßen, wurden wir von Klaus Brausch persönlich mit Handschlag begrüßt, und ich habe ihn gefragt, wie sie das mit Afghanistan hingekriegt hätten. Nein, da waren sie nicht. Die Karte zeige nicht die Reiseroute, sondern den Verlauf der alten Seidenstraße, sie seien nur in Usbekistan gewesen – mit dem Flieger hin und zurück. Hätten wir das gewusst! Naja, nun waren wir einmal da und sind bis zum Schluss geblieben. Nicht wie angekündigt bis 21 Uhr, sondern bis 20 Uhr. Haben wir überstanden. Ich schielte mehrmals zu Manfred hinüber, aber er schlief nicht ein.

Ich erzähle das nur, weil mir danach einfiel, so was könnte ich auch machen. Ein Vortrag über selbstorganisierte Langzeitreisen mit eigenem Fahrzeug, über Ausrüstung, Vorbereitung, Sicherheit usw. Mit Fotos und Anekdoten meiner Touren. Wäre bestimmt lustiger als das, was Herr Brausch uns erzählt hat. Da ging es hauptsächlich um Medresen und Moscheen. Ich hingegen könnte zum Beispiel erzählen, wie das in Usbekistan und Kirgistan mit der Prostitution funktioniert – mit Fotos meiner Damen. Haha … Würde gern die Gesichter sehen, aber nein, das werde ich nicht machen. Falls einer meiner Leser*innen mich haben will als Vortragender, ich mache das zum Spaß, also umsonst.




Kommentar Soso: Schön brav mit Gendersternchen. Schwafelte hier nicht neulich einer was von der Freidenkerseele? Und wer einen Vortrag hören möchte, braucht sich bloß mit dir ins Restaurant hocken, oder ins Café. Nach kurzer Zeit referierst du leidenschaftlich über Girls in Thailand, Sexualpraktiken und Prostitution in Persien. Hätte ich eigentlich mal wieder Lust drauf. Bin dann ich dran mit Bezahlen?

zurken: Ja, komm vorbei, ich mache mit dir einen Probelauf meines Vortrags, freu dich! Über wer zahlt, reden wir dann.




Anerkannte Fälle

21.3.23 – Mit Corona ist alles Vertrauen in die Medizin dahin. Von Nebenwirkungen war bisher nur aus der Ecke der Verschwörungstheoretiker zu hören. Nun gibt es anerkannte Fälle, und das Fernsehen berichtet – ab Minute 13:16:

Wie froh ich bin, da nicht mitgemacht zu haben. Ich bin gesund und darf mir schöne Videos anschauen:

Ist das sentimental, wenn mir dabei die Tränen in den Augen stehen vor Rührung? Ja, schon, aber fühlt sich gut an, und in meinem Alter darf ich das.





Vom Reiten auf Pferden und Cowboys

14.3.23 – Wie seh ich aus?
Scheiße.
Früher sah ich gut aus mit Bart, jetzt in weiß, ich dachte, ich lass ihn mal stehen.
Alte Männer mit langen Haaren und Bart sehen scheiße aus.
Ja, stimmt, aber warum eigentlich? Früher fand man alte Häuser hässlich, hat die Fassaden glatt gemacht, Stuck weg und Eternit drauf, fand man schön.
Ja.
Muss man immer was tun?
Wie meinen?
Ich meine, warum kann ich nicht nichts tun?
Du tust doch nix.
Da wurde mal von einem berichtet, der sich weigerte, irgendwas zu tun, mit Foto in der Zeitung, sei eh alles sinnlos. Recht hatte er. An den denke ich oft. Was wohl aus ihm geworden ist?
Kenn ich nicht, fährt vielleicht Taxi.
Kriegt man eine Depression?
Bestimmt.
Was machst du eigentlich immer am Wochenende?
Ich treffe meine Ex.
Ach, wieder zusammen?
Nein, einfach so. Wir gehen am Rhein spazieren.
Ionesco schrieb, spazieren gehen sei langweiliger als die Langeweile.
Wie soll das gehen?
Weiß ich auch nicht. Vielleicht weil es quälender ist als allein zu Hause zu sitzen und nichts zu tun.
Lies andere Bücher, hier, eins von Bannalec, oder mach ein Ehrenamt, gibt da hinten ein Büro, heißt „Zentrum für gute Taten“.
Wenn einer was aufmacht, einen Massagesalon zum Beispiel, ein winziger Laden mit einer Masseurin, nennt er es gleich Massagezentrum, Testzentrum, Sportzentrum, Therapie …
Tja …
Erzähl, fickt ihr wieder?
Nein, kann nicht.
Eine meiner Freundinnen hat mich mal gefragt, wie sich das anfühlt, wenn ein Mann einen Orgasmus hat.
Was hast du gesagt?
Sie soll sich „Black Velvet“ von Alannah Myles anhören. Wie das geht, von unten hinführt zum Refrain, so ab „The Boy could sing“, von da ab kannst du es nicht mehr zurück halten, dann Abschlag zu „Black Velvet“ auf der Eins, dann spritzts aus dem Mann raus, so ist das. Nur ist es nicht so lang wie der Refrain lang ist leider.
Du kommst im Shuffel Rhythmus?
Nein, die Akkordfolge.
Hast dir einen drauf runtergeholt, und beim Abschlag …
Nein. Alannah ist nicht mein Typ, ich mag lieber süße Mädels, aber den Song habe ich oft gehört damals.
Worum gehts in dem Song?
Weiß nicht, irgendwas mit Mississippi und Trockenzeit, und vom Reiten auf Pferden und Cowboys, nehme ich an.
Es geht um Elvis, Black Velvet war sein Haarfärbemittel.
Ach ja?
Was ist aus Alannah geworden?
Die singt immer noch, so viel ich weiß, so Leute können auch nicht nichts tun.





Mumpitz

7.3.23 – Das ist Manfred Krames. Endlich mal einer, der keine schwarzen Sachen trägt. Wie schön! Besonders sympathisch ist er mir trotzdem nicht, er spricht ein wenig schwerfällig. Vielleicht hat er zu lange in Klöstern meditiert. Aber was er sagt, ist exakt das, woran ich glaube. Im Gegensatz zu ihm hatte ich keine Erleuchtung, habe nie meditiert und war nie in einem Kloster, aber ich stimme mit ihm in allem überein. Einziger Unterschied, ich habe kein Problem damit, meine Sichtweise als esoterisch zu bezeichnen. Und mit Beethoven und seiner „Ode an die Freude“ kenne ich mich nicht aus. Ich höre andere Musik. Alles andere, ja, sehe ich auch so.

Wenn ich das, was Krames sagt, irgendeinem erzähle, sehe ich, wie sich das Gesicht meines Gegenüber zu einem feinen, spöttischen, auch ein bisschen mitleidigem Lächeln verzieht. Ich verstehe das, wir glauben an die Wissenschaft. Auch ich bin damit aufgewachsen mit Schule und Eltern. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Mumpitz. Darum rede ich selten darüber, habe auch wenig Lust, andere zu überzeugen, alles viel zu anstrengend. Aber wer es hören will, bitteschön, hier lang.





Geiseldrama

28.2.23 – Früher habe ich das Nichtstun und die Langeweile genossen. Jetzt meine ich, noch etwas erleben, noch etwas Beklopptes tun zu müssen, bevor ich sterbe. Da drängelt etwas in mir, ich habe vielleicht nicht mehr viel Zeit. Was soll ich tun? Selensky treffen und ihm sagen, was ich von ihm halte? Nein, haha … Eine Weltreise mit dem Fahrrad? Ach nein, viel zu anstrengend. Ein Café eröffnen, damit ich mit Manfred nicht immer im Bahnhofscafé sitzen muss? Der Besitzer hat mir nämlich heute gesagt, ich dürfe keinen mitgebrachten Kuchen mehr essen. Ja, das ist eine gute Idee. Am Eingang hingen Portraits derer, die nicht rein dürfen. „Wie müssen draußen bleiben“: Leute, die zu laut reden, die nur schwarze Klamotten tragen, die Kuchen von zuhause mitbringen … Öh, nee, das nicht. Das Café hieße „Geiseldrama“ oder „Klimaterror“ oder so. An den Wänden hingen Gemälde von Eugen Egner, zum Beispiel:

Eugen dürfte auch mal mit seiner Band Gorilla Moon auftreten. Ihm zuliebe würden wir für einen Tag von der Kleiderordnung abrücken. Viel Aufwand würden wir mit der Musikanlage treiben, ein exzellenter Klang, wie in einem Tonstudio, muss sein. Es liefe nur von uns sorgfältig ausgewählte Musik. Tim Henson, Mike Dawes, Knorkator, Sia, Herbie Hancock usw. Die Kellnerinnen würden wir aus Bars in Pattaya exportieren. Sie müssten nicht besonders hübsch sein, denn, wie Manfred mir heute eröffnete, leide ich an Venustraphobie. Sie müssten weder Deutsch sprechen, noch Ahnung von Gastronomie haben, sie sollten aber ihre übliche Dienstkleidung tragen. Etwa so:

Es gäbe eine geringe Auswahl an Speisen und Getränken, von denen aber nur das beste: Darjeeling First Flush, O-Saft frisch gepresst, fancy Food vegetarisch, usw.

(Thema: Venustraphobie, Angst vor schönen Frauen. Man vermutet, die davon Befallenen haben ein geringes Selbstwertgefühl, weil sie glauben, für eine schöne Frau nicht gut genug zu sein. Ich vermute, das Gegenteil ist der Fall: Männern, die schöne Frauen um sich haben wollen, geht es nicht um die Liebe, sondern darum, wie sie von anderen wahrgenommen werden. Sie brauchen eine schöne Frau an ihrer Seite, um sich wertvoll fühlen zu können.)





Baerbock

21.2.23 – Gerade gelesen: „Nachdem sie vor wenigen Wochen Russland den Krieg erklärte, folgte nun der nächste Fehltritt. Baerbock wurde gefragt, ob die Ukraine jemals sicher sein kann, wenn Putin weiter Regierungschef von Russland ist. Annalena Baerbock dachte lange nach und sagte dann: „Wenn er sich nicht 360 Grad ändert, nein.“
Vorherige Aussagen: „Länder hunderttausende Kilometer entfernt“ - „Panzer im 19. Jahrhundert“ - „Deutschlands Kolonialgeschichte mit Nigeria“.

Stimmt das? Ich habe noch nie eine Rede von ihr gehört. Da wäre ich ja der bessere Außenminister. Wie kann ich mich bewerben? Ich würde aber keine Waffen an die Ukraine liefern und nicht nach Kiew fliegen. Da war ich schon zweimal, hat mir nicht gefallen.




Kommentar Soso: Sie sagte: "If he doesn't change by 360 degrees – no." Ohne lange nachzudenken und nicht während einer Rede. Aber deine Quelle nimmt es wohl nicht so genau mit den Details. Und nächste Woche kommt mal wieder was von dir und über dich, ja?

zurken: Über mich? Geht so: Ich gehe raus, sehe den Sonnenaufgang und denke: Nicht zu fassen, du lebst immer noch, noch ein Tag und noch ein Tag und noch ein Tag, als wäre ich unsterblich ...



Kommentar Peter: So ein Mitläufer wie soso möchte auch ab und zu mal in die Freidenkerseele eintauchen. Gruß Peter

zurken: Kann ja sein, dass sie nicht lange nachgedacht hat, weiß nicht ...




Wen man tot macht

14.2.23 – Putin sei mitverantwortlich für den Abschuss von MH17 über der Ukraine, steht da. Warum? Weil er Waffen an Separatisten geliefert hat. Waffen liefern? Moment, da war doch was. Letztes Jahr im Mai war unsere Zeitung noch anderer Meinung.

Seltsam. Schafft man Frieden oder schießt man Flugzeuge ab, wenn man Waffen liefert? Vielleicht kommt es darauf an, wen man tot macht. Wenn es Flugpassagiere sind, ist es schlimm und gehört bestraft. Wenn man Russen tot macht, kommt Frieden dabei raus. „Jeder Schuss ein Russ“ hieß es ja früher schon mal. Kam ja dann auch Frieden irgendwann, nö?





Schluss

7.2.23 – Schlagzeile: „Warum für das 1,5° Ziel umstrittene Technologien zum Einsatz kommen müssen.“ Das ist die gleiche Panikmache wie mit dem Virus.

Eine Freundin schreibt: „Das mit dem Klima ist sowieso nicht mehr rückgängig zu machen. Dazu ist es schon zu spät. Das Polareis schmilzt rasant. Stürme und Starkregen (Ahrtal) nehmen weltweit zu und Feuerkatastrophen auch, sowie Krankheiten, Seuchen auch bei Tieren und Pflanzen.“ Woher weiß sie das? Aus dem Fernsehen.

Im Juni 2021 habe ich einen Freund besucht. Einer, den ich immer für intelligent und klarsichtig gehalten habe. Er versuchte mit Nachdruck, mich zu überreden, mich impfen zu lassen, u.a. mit dem Argument, ich solle es für andere tun. Er glaubte also ernsthaft, ich als Ungeimpfter sei eine Gefahr für andere. Woher wusste er das? Aus dem Fernsehen.

Ein anderer wohnt in einem Dorf, nur einer ließ sich impfen, und der hatte so heftige Nebenwirkungen, dass er nicht mehr aus dem Haus konnte und von anderen versorgt werden musste: „Als er wieder auf den Beinen war, ist er gleich ins Impfzentrum, um die Sache dort als Nebenwirkung zu melden. Aber sie haben sich geweigert, das aufzunehmen und gesagt, das, was er hatte, sei bestimmt von etwas anderem gekommen.“

Leute, entspannt euch, überlasst das mit dem Klima der Natur. Stellt euren Fernseher auf die Straße und schreibt auf einen Karton: „Zu verschenken“, dann ist Schluss mit Viren und Klimakatastrophen.





Hunger

31.1.23 – Es ist Mitternacht, der Januar um, und damit mein dreiundsiebzigstes Jahr. Ich erinnere mich an einen Tag im April 1991, ich saß mit meiner Mutter im Straßencafé und hatte mal wieder dieses Glücksgefühl, in der Welt zu sein. Alles war schön, und mein Bauch brummte wohlig. Mutter war so alt wie ich jetzt, und sie erzählte von ihrem letzten Besuch bei einer Wahrsagerin. Die habe ihr prophezeit, sie werde 81 Jahre alt werden. Das glaubte sie nicht, sie sei gesund und fühle sich gut, sie werde bestimmt nicht schon mit 81 sterben. Ziemlich genau 3 Jahre später ist sie gestorben, also mit 76. Ich bin auch gesund und fühle mich gut. Aber im Gegensatz zu meiner Mutter rechne ich täglich mit meinem Ableben und bin neugierig, wie mein Körper es anstellen wird, mich ins Jenseits zu befördern.

Ich wäre gerade jetzt gerne in Pattaya, es wäre warm um diese Nachtzeit, und ich könnte runter gehen auf die Straße und was essen. Ich habe Hunger. Hier gibt es nichts zu essen auf der Straße. Ich gehe hungrig in mein vierundsiebzigstes Jahr. Vielleicht werde ich endlich wieder so dünn werden wie 1991 und wieder öfter das Glücksgefühl haben, in der Welt zu sein. Vielleicht befördert mich mein Körper auch hinaus aus der Welt. Alles, was kommt, ist richtig.





Unsinn

24.1.23 – Gibt bei Freiburg das „Deutsche Tagebucharchiv“. Manchmal steht doch etwas Interessantes in unserer Tageszeitung. Habe denen meine 15 Bände angeboten. Einträge von 1974-1990. Danach habe ich in den Computer getippt. Man sei interessiert, kam zurück. Habe die Bücher durchgesehen, Schrift oft unleserlich und steht nur Unsinn drin. Viele schlechte Fotos und alberne Zettel und unwichtige Zeitungsausschnitte. Der arme Mensch, der das mal durcharbeiten muss. Kann ich eigentlich keinem zumuten, wird sicher auch nie einer machen. Immerhin wären die Bücher für die Nachwelt erhalten, ich muss sie nicht selbst entsorgen. Gewicht 15 kg, 16 € Porto, werde ich wohl machen demnächst. Oder möchte die jemand privat ins Wohnzimmerregal stellen?





Zu faul

17.1.23 – Noch mal zu der Doku-Serie von Werner Herzog über den Todestrakt, über Leute, die in den USA im Gefängnis auf ihre Hinrichtung warten. Finde alle Fälle spannend und filmisch gut gemacht. Es sind 2 Staffeln zu je 4 Fällen. Alle auf Youtube zu sehen. Im Fall Douglas Feldmann (Foto) fragt Herzog den Staatsanwalt, ob es ähnlich seltsame Fälle gibt, und hier schildert er zwei

Zwei Typen waren also zu faul rauszugehen, um einen Laden oder eine Tankstelle zu überfallen, darum bestellten sie das Opfer, den Pizzaboten, ins Haus.





Wichtiger als das Leben

10.1.23 – Seltsamer Mensch, dieser Werner Herzog. Wie passt in ein einziges Leben so viel Aktivität? Unzählige Spielfilme, Dokus und Operninszenierungen. Naja, er saß wohl nicht so oft in Cafés wie ich. „Fitzcaraldo“ sei eine Metapher dafür, dass jeder irgendwann in seinem Leben ein Schiff über einen Berg schleppen müsse, schreibt er. Nö, Herr Herzog, ich nicht. In einer Auseinandersetzung mit Kinski habe er gesagt, der Film, den sie gerade drehten, sei wichtiger als ihr beider Leben. Wenn ich richtig verstanden habe, meinte er das ernst.

Während er noch mit 80 Projekte im Kopf hat, wäre ich am liebsten ab meinem 20sten arbeitslos gewesen. Angesichts von Arbeit sagt meine Faulheit: Lass das, lohnt nicht. Darum ist mir Luis Bunuel sympathisch, der in seiner Autobiografie schreibt: „Ich stelle mir gern vor, wie in meinem kleinen Garten auf einem Scheiterhaufen alle Negative, alle Kopien meiner Filme verbrennen. Es wäre mir vollkommen egal.“ Das verstehe ich.

„Cobra Verde“ habe ich im Kino gesehen. Mir hat der Nonnenchor der schwarzen Mädchen gefallen, an mehr kann ich mich nicht erinnern. In „My Son, my Son, what have you done“ ist es die Traumsequenz. Für diesen zweiminütigen Gang über einen Viehmarkt der Uiguren ist er mit dem Hauptdarsteller extra nach Kashgar in China geflogen. Hat sich gelohnt, wie ich finde.

In „Im Todestrakt“ hört man ihn aus dem Off. Spannende Doku, werde ich mir ein zweites Mal ansehen. Auch die Musik gefällt mir, während sie mir in „My Son...“ auf die Nerven ging.





Mitte senkrecht

3.1.23 – Ich habe das Jahr 2023 erreicht, ich werde 74. Zum Glück bin ich ein alter Mann und sehr froh, nicht geimpft zu sein. Wenn ich jemals etwas richtig gemacht habe, dann das. Und somit gönne ich mir heute eine Schreibpause, alles Gute und bis nächste Woche.

By the way: Das Magazin „Separee“ erscheint nun auch in Englisch, heißt dort „Kissed“, und ich bin mit dabei. Werde sogar unten Mitte senkrecht als Fotograf erwähnt. Schön, nö?





Seltsam

27.12.22 – Während der Pandemie war niemand krank, jetzt höre ich aus allen Richtungen, die Leute haben Corona. Sie sind viermal geimpft - manche zusätzlich gegen Grippe - und sind krank. Einer ist nicht krank: ich. Bis heute jedenfalls. Und habe weder Corona- noch Grippeimpfung. Seltsam. Beschwert sich jemand und sagt: wozu habe ich mich impfen lassen? Nein, man sagt, ohne Impfung hätte ich jetzt einen schweren Verlauf. Ein anderer sagt, er habe einen leichten Verlauf, weil er NICHT geimpft ist. Oder: Ich bin krank, weil ich so oft Maske trug und mein Immunsystem nicht trainiert worden ist. So stand es in der Zeitung. Man folgt der Darstellung in den Medien, weil man es nicht selbst überprüfen kann.

Eine 98-jährige wird von einem Jugendgericht zu Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Was hat sie gemacht? Als 18-jährige in einem KZ als Sekretärin gearbeitet. Sie habe Beihilfe zum Mord an 10.000en geleistet. Indem sie Briefe schrieb? Das nach 79 Jahren. Seltsam. Die Menschen damals haben an die Rassentheorie der Nazis geglaubt, genau so, wie sie jetzt an die Geschichte vom Killer-Virus glauben. Wäre ich damals 18 gewesen, hätte ich auch an die Rassentheorie geglaubt. Wie hätte man das überprüfen sollen? Das waren doch Experten, studierte Leute, die das sagten. Leute wie Drosten (der jetzt, da alle krank sind, sagt, die Pandemie sei vorbei). Derselbe Richter, der diese alte Frau im Rollstuhl verurteilt hat, hätte unter den Nazis Leute verurteilt, die der Rassentheorie widersprachen. Heute ist nicht mehr richtig, woran damals alle glaubten. Ob in 79 Jahren wieder jemand zu Gefängnis verurteilt wird, weil er den Darstellungen der Medien gefolgt ist? Naja, vielleicht kriegt er Bewährung.





Gespräch im Café:

20.12.22 – Schau sie dir an, die Leute, alles zu Gutmenschen abgerichtete, dressierte Roboter, und sie wissen es nicht, sie glauben, sie haben eine eigene Meinung, sie glauben, sie sind nüchtern und vernünftig, ihre Überzeugungen seien auf ihrem eigenen Misthaufen gewachsen. Lächerlich. Genauso könnte man aus ihnen KZ-Wärter machen, kein Problem. Alles, was in ihren Köpfen vorgeht, ist vorgekaut von den Medien. Hör dir an, worüber sie reden. Über den selben Mist, den sie aufgeschnappt haben. Sie glauben das, sie glauben, sie werden über alles angemessen informiert, was in der Welt vorgeht. Es funktioniert, weil sie das, was man ihnen einhämmert, nicht überprüfen können. Sie sind keine Virologen und keine Meteorologen, und sie waren nie in Syrien und nicht in der Ukraine. Sie denken, diese Leute da im TV sind Experten, die haben das studiert, sie müssen es wissen. Aber der Eindruck, den die Medien von einer Sache verbreiten, ist immer falsch. Sobald das Thema Klima nicht mehr vorkommt, ist der Klimawandel vorbei, und die Leute vergessen es, weil man was anderes gefunden hat, aus dem man eine Katastrophe machen kann. Aber warum sollen wir ständig in Panik sein und uns vor irgendwas fürchten? Damit die Medien auf ihre Einschaltquoten kommen und Geld mit Werbung verdienen? Oder man denkt: 90% der Menschen sind blöd und unmündig. Besser, wir machen aus ihnen Gutmenschen, die vor irgendwas Angst haben, sonst merken sie, wie langweilig das Leben ist, kommen auf dumme Gedanken, machen jeden Tag Party, werden drogenabhängig oder fliegen nach Thailand.

Meine Ros schreibt, sie habe abgenommen. Für mich! Sie will schön sein für mich. Sie will nur noch 65 kg wiegen, wenn ich wieder in Pattaya bin. Wenn das nicht Liebe ist …





Job

13.12.22 – Ich bin anscheinend hinfällig, mit mir gehts bergab: In Pattaya vom Fahrrad gefallen, im Appartement ausgerutscht und auf dem Hintern gelandet, am Strand durch eine Liege gefallen, und jetzt, vorgestern, hier in einem Café zu Boden gegangen, weil ein Stuhlbein einknickte. Muss lustig ausgesehen haben. Seltsamerweise war ich der einzige, der darüber lachte. Die anderen Gäste guckten besorgt auf mich runter, das Personal machte mir sogar den Vorwurf, ich hätte mit dem Stuhl gekippelt, was nicht stimmte. Kann mich nicht erinnern, dass mir so was irgendwann früher passiert ist, und jetzt derart häufig. Am Boden liegen bedeutet ja ein Versagen, aber ich deute es anders: Mein Leben, wie es bisher war, ist vorüber, es liegt am Boden, und es beginnt ein wunderschönes neues.

Vielleicht vermittelt mir meine Freundin On einen Job in ihrer Catch-Me Bar, zB als Mamasan. Ich müsste mich nur neu einkleiden.

Die Neulinge müssten sich dann bei mir vorstellen.





Öhm … Ohm … Om

6.12.22 – Irgendwas machen heute?
Öhm …
Wir könnten ja …
Ins Café gehen.
Da sind wir schon.
Ach ja.
Hast du neuen Termin für Fotos?
Ja, letzte Woche.
Hübsch?
Öhm … geht so.
Lohn wie immer?
Mmh …
Zeig.

Joo-o, nett, auch eins mit Mumu?
Ja, hab ich aber nicht dabei.
James Hetfield, bekannt?
Nö.
Sänger von Metallica. Man fragte ihn, was es braucht, um so schön Gitarre spielen zu können. Er sagte, viel üben und a lot of wanking.
Stimmt. Mir fehlte nur das Üben. Mit den Fotos wird auch langsam langweilig.
Wir müssen was Anderes machen.
Vielleicht haben wir schon alles gemacht.
Ich habe noch keine Weltreise auf einem Katamaran gemacht.
Ist auch langweilig, immer Wasser …
Ja, schon, aber …
Ja?
Ich bin mal auf einer Fähre übers Mittelmeer, das war schön.
Ich bin mal von Singapur nach Jakarta, das war grauenvoll.
Warum?
Das war so ein Seelenverkäufer, der Kahn blieb dauernd liegen, wir waren drei Tage unterwegs, und es gab keinen Speiseraum. Die anderen wussten das, die hatten was mitgenommen.
Naja, das wäre auf meinem Katamaran anders.
Mach doch.
Ich hab keinen Katamaran.
Tja.
Also?
Ich weiß nicht …
Nichts tun, einatmen, ausatmen, Ohm …
Das ist das Alter, müde und trottelig.
Ich habe immerhin jetzt drei Freundinnen.
Wer ist die dritte?
Heißt Om, schreibt mir jeden Tag.
Pattaya?
Ja, arbeitet in einer Gogo-Bar, tanzt aber im Bikini, nicht nackt.
Wieso Freundin?
Hat sie entschieden, ich kann nichts dafür. Steht jetzt auf Facebook: In einer Beziehung mit …
Und was hast du davon?
Naja … öhm … sie schickt Fotos.
Im Bikini.
Nein, nackt, aber man sieht nicht viel.
Zeig.

Die Farbe steht ihr gut. Das noch als ordentliches Foto statt als Selfie, das säh gut aus.
Welche Farbe?
Die Wand. Blau schreckt Mücken ab.
Ernsthaft?
Sagt man.
Hier mit ihrem Kunden, es sei der erste.

Der fickt sie?
Der kann nicht, cock no work, schreibt sie.
Genau wie du.
Manchmal kann ich …
Der sieht doch noch frisch aus …
Im Gegensatz zu uns.
Ich an ihrer Stelle würde den als Freund nehmen.
Ich auch, aber sie sagt, ich sei ihr Boyfriend, er nur Kunde.
Am Geld kanns nicht liegen, noch weniger als du haben wenige.
Sie schreibt, ihr Vater habe Diabetes und sei 52, ihr Boyfriend ist 73.
Wie machst du das nur? Du musst ein Geheimnis haben.
Vielleicht habe ich ja Charisma oder so.
Hm … (grinst)
Das mit den 3 Freundinnen ist mir schon geweissagt worden. Ich soll die jüngere nehmen, hat sie gesagt.
Eine Wahrsagerin?
Ja, am 3.11.13, steht im Tagebuch





Abwarten

29.11.22 – Gehts mir gut? Sieht so aus. Der Herr hinter mir guckt weniger glücklich. Ich glaube ja, dass sich mit der Zeit ein bestimmter Gesichtsausdruck einprägt, wie bei einem Bildschirm, der nur noch ein Bild wiedergibt. Das Gesicht zeigt, wie man die Welt sieht. In der Fußgängerzone verziehe ich mein Gesicht so, wie ich es gerade bei einem anderen gesehen habe. Dann weiß ich, wie der sich fühlt. Eine gewagte These? Probiert es aus.

Zur Zeit weiß ich nicht, wie es mir geht. Ich horche in mich hinein, was geht da vor? Ich soll abwarten. Es kommt was. Immer kommt irgendwas. Könnte vielleicht etwas Geld kommen bitteschön? Dann könnte ich sofort wieder nach Pattaya starten. Meine On schreibt, sie habe sich von ihrem Boyfriend getrennt und will wieder in Pattaya arbeiten. Als Kellnerin? Nein, in einer Bar. Hätte ich das gewusst … Davon hat uns der Wahrsager damals nichts gesagt. Das hörte sich an, als werden die beiden heiraten und für immer zusammen bleiben. Tja, was jetzt? Abwarten. Alles, was kommt, ist richtig.




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